Unsere Südafrika-Harley-Tour im Januar 06

Jede Reise beginnt mit einem Gedanken. Wir waren schon mal in Südafrika gewesen, im März 05 sollte der 2. Flug und 2 Wochen Urlaub uns wieder in Beschlag nehmen. Aber schon im Januar 05 spinnt der Frank und fängt von einer Reise zu schwärmen an, die uns nicht mehr aus dem Kopf gehen soll.

Von der Schweiz nach Kapstadt, Südafrika per Motorrad. Das wäre doch was. Einmal ein halbes Jahr abschalten und einfach sein. Keine Gedanken an morgens arbeiten gehen usw. Wer träumt nicht davon?

März 05.... Wir besuchen Doris, die Schulfreundin von Anneliese in Somerset West und erzählen von unserer Idee. Postwendend bringt mir Doris das Buch „Abgefahren". Ich, wo vor 25 Jahren noch Bücher wöchentlich verschlang, hatte Jahrzehntelang keine Bücher mehr richtig gelesen. Aber was soll’s, Urlaub ist angesagt und Anneliese schläft am Morgen eh viel länger als ich, also Morgens früh raus auf den Balkon, die Sonne ist noch kaum erkennbar und innerhalb 8 Tagen habe ich das Buch von Claudia Metz und Klaus Schubert gelesen. Für mich ist klar, ich werde meine Reise nach Südafrika per Motorrad machen. Schwieriger ist es für Anneliese. Wir sind seit Ende ‚99 zusammen, schon über 30 Jahre ist sie der Schweizerischen Post eine treu ergebene Mitarbeiterin, und sie kann sich noch nicht vorstellen einfach ein halbes Jahr Urlaub zu machen und mit dem Motorrad nach SA zu fahren. Aber wenn, dann nur mit ihre „Trude" ....(1400er) Leergewicht 265 kg.

Das Jahr 2005 ist vorbei, wir haben vieles erlebt, viel Spass gehabt, gute Gespräche mit anderen Töffler und unsere eigenen Ideen werden je länger je konkreter. Anneliese trägt seit sie 16 ist eine Brille und Linsen. Wenn Sie so eine Reise je machen würde, dann sicher nicht mit Linsen, weil wenn wir hier einen ganzen Tag unterwegs sind, kratzen die Linsen vom Strassendreck schon. Wie soll es dann nicht erst sein wenn wir irgendwo im Sand unterwegs sind? Also Abklärungen treffen und auch entscheiden. Augen operieren/ Lasern lassen. Aber zuerst geniessen wir den 50. Geburtstag von der Anneliese im vertrauten Familienkreis. Eine Feier wird im August `06 stattfinden.

Am 10. Januar 06 reisen wir wieder nach Kapstadt, diesmal wollen wir Motorrad fahren, wenn es geht jeder ein Bike.... Aber, oh je, die Harleys sind für Anneliese zu gross. Mein Glück. Anneliese setzt sich wieder mal hinter mir auf den Sozius und lässt sich chauffieren.

Am zweiten Tag wird der HD Heritage Softail mit Windschutzscheibe und Ledersackgoschen morgens um 9 in Kapstadt abgeholt. Kaum unterwegs, flüstert die Anneliese von hinten „ gell, wir machen jetzt schon eine kleine Ausfahrt, nicht die Welt aber auch nicht direkt retour nach Somerset West. Gedacht getan. Chapmans Peak ist gemäss „Iwanowski`s" wieder offen, die Arbeiten wurden von Schweizer Ingenieuren geleitet, also nichts wie hin, und weil es so schön war die gleiche Route zurück. Weiter über Scarborough nach Simon`s Town, Richtung Muizenberg und weiter der Küste entlang Richtung Osten nach Somerset West unser Basislager. Im Einkaufscenter geniessen wir ein feines Mittagsessen wobei sich während dem Essen die ersten Anzeichen eines ausgewachsenen Sonnenbrandes anmeldet. Im Basislager zurück muss Frank sofort in den Schatten und die nächsten 2 Tage muss er drinnen verbringen. Nur Hemden mit langen Ärmeln sind brauchbar. Die südafrikanische Sonne ist eben unbarmherzig.

Draussen steht das Motorrad und drinnen sitzt Frank. Das kann nicht passen. Nach zwei Tagen wird gepackt und los geht’s. Wir fahren wie auch in der Schweiz einfach mal drauflos. Ungefähres Ziel ist die kleine Karoo. Die Route 62 ist das südafrikanische Pendant zum Route 66 in den Staaten. Frank hat sich durch viel Lektüre geackert und mit seinem untrüglichem Instinkt findet er immer die richtige Strecke.

Während der Fahrt geniesst Anneliese das Dasein hinten und macht immer wieder schöne Fotos mit unserm Canon 350 Digital.

So eine Spiegelreflexkamera ist halt schon was feines. Auch ohne Bildverwackelungs-technologie lassen sich schöne Fotos bei 100 Kmh schiessen. Eins davon hat später als Vorlage gedient um in unser Werkstatt vom Kaj, Franks Vater, ein Übergrosses Bild (5 x 2 Meter) malen zu lassen.

Südafrika ist wirklich ein wunderschönes Land, riesengross, und vielfältig. Eine Tafel weißt auf eine Kaktusfarm hin und das müssen wir natürlich sehen. Leider war die Farm an diesem Tag geschlossen, aber schon von draussen konnten wir Dimensionen dieser Farm erkennen und auf der Rückfahrt vom Osten wurde die Route halt kurzerhand geändert, denn diese Farm musste Anneliese unbedingt genauer betrachten.

Wir fuhren die ganze Route 62 bis zum Anfang, etwas westlich von Port Elisabeth und nahmen dann die Gartenroute unter die Räder. Auch diese Strecke wurde genossen, ohne feste Pünkte sondern einfach per Bed & Breakfast wurde gereist wie es uns gerade passte. Die Harley lief ohne Probleme aber ein Schraubenzieher braucht so eine Maschine halt trotzdem. Ab und zu löst sich auch bei den neuen Modellen eine Schraube aber für Frank, den Mechaniker, kein Problem. Verschiedene Strassenabschnitte, teilweise „dirtroads" wurden absorbiert, alle ohne irgendwelche Unfälle. Sonderbare Erlebnisse die wahrscheinlich noch sehr Lange bei der Anneliese in Erinnerung bleiben, trugen das seinige zum erlebten bei.

Zurück in der Schweiz wurden die nächsten Projekte in Angriff genommen. Bei einer Untersuchung in Winterthur sagt der Augenarzt, dass es wahrscheinlich möglich wäre, die Augen von Anneliese zu operieren, aber es könnte auch sein, dass etwas in die Hose gehen würde und Sie dann nur noch vermindert sehen könnte. Aber Frank surft weiter auf dem www und findet in Strassburg eine Klinik, die für ein Fünftel des veranschlagten Betrages vom Arzt in Winterthur eine Lasikoperation ausführen würde, wenn die Augen von Anneliese die notwendigen Bedingungen erfüllen würde.

Am Donnerstag den 10. März fahren wir Frühmorgens nach Strassburg, mittags um eins findet der Untersuch statt und der Augenarzt meint es wäre möglich, wenn auch ein gewisses Risiko für das linke Auge vorhanden sei. Nach kurzer Überlegung sagt Anneliese „Ja ich gehe das Risiko ein" und am Freitag Morgen wurde dann operiert. Die Operation ging gut, nach 34 Jahren mit Sehhilfe konnte Anneliese nach einer kurzen Erholungszeit ihr neues Leben ohne Brille in Angriff nehmen. Auch die Nachkontrolle war gut, einzig morgens früh braucht sie ab und an eine Lesebrille mit minimaler Korrektur.Das Fernziel, eine Reise mit dem Motorrad von hier über die Ostküste Afrikas nach Kapstadt, ist jetzt um ein gutes stück näher gerückt.

Zu Annelieses 50. Geburtstagsfeier am19. August haben wir 160 Leute eingeladen. Die Feier liessen wir zuhause bei uns im Hof steigen. Wiederum leisteten die drei W’s gute dienste, da wir nicht genau wussten ob das Superwetter halten würde. Am Freitagabend entschieden wir noch den Hof zu decken, weil mit grosser Wahrscheinlichkeit am Samstagabend gegen 17 Uhr der Regen einsetzen würde. Durch unsere gute Beziehung mit dem MC Survivors hatten wir eine Supermannschaft, die uns bei der Bedienung im Hintergrund sehr viel Arbeit abnahm. 110 Leute hatten sich schlussendlich eingefunden um dieses Fest steigen zu lassen. Es wahr schon wieder hell als die letzten sich schlafen legten und schon bald waren auch die ersten wieder auf den Beine. Ein sehr gelungenes Fest mit vielen Geschenken, davon auch ein grosser Batzenals Startkapital für unsere Reise.

Im September fängt Anneliese eine zusätzliche Ausbildung bei der Migros Clubschule an. Sie will einen Abschluss als eidg. Dipl. Führungsfachfrau erwerben. Die Ausbildung dauert ein Jahr, jeden Samstag 8 Lektionen und dies ein Jahr lang. Ein grosses Unterfangen, denn die Arbeit bei der Post wird nicht weniger und auch unser Zuhause will gepflegt sein, aber Frank zieht mit und hält den Haushalt in Schuss.
Weiterhin wird fleissig gebaut und gesurft. Informationen gesammelt, Motorrad evaluiert. Anneliese meint immer noch dass sie die Reise auf ihrem Suzuki Intruder 1400 machen wird. a

Aber durch Diskussionen mit anderen Bikern wird sie langsam aufgeklärt und fängt an sich auf ein anderes Motorrad einzustellen.

Verschiedene Marken werden probiert, keiner passt und die Laune wird dadurch nicht besser.

Im Februar 2007 Fliegen wir nach Windhoek, Namibia, wo wir ein Wohnmobil gemietet haben. Die Klasse, die wir gebucht hatten war leider nicht vorhanden, daher kriegten wir das grössere Model mit Warmwasserdusche etc. etc. Soll uns nicht stören, wir genossen den zusätzlichen Platz und fuhren los. Schon am zweiten Tag traten aber Batterieprobleme auf. Nach dem Telefonat mit dem Vermieter überbrückten wir und fuhren in die nächste grosse Stadt wo wir am anderen Tag eine neue Batterie bekammen. Alles Paletti. Die Reise war wunderschön, Namibia ist ein riesengrosses Land mit sehr viel freier Natur und Nationalparks für jeden Geschmack. Die Etoshapfanne liessen wir aus, unser Ziel war wiederum Kapstadt, wo wir noch bei Doris Heusser vorbeischauen  und auch zwei drei Tage das gemütliche Zusammensein mit Doris genossen. Nach zwei Wochen war auch dieser Urlaub vorbei, aber gut erholt kehren wir in die Schweiz zurück.

Hier gehen wir sogleich an die Motomesse Zürich, schauen uns wiederum verschiedene Bikes an, aber immer noch wird keine Entscheidung getroffen.

Frank intensiviert die Suche und entscheidet sich irgendwann für die Honda Transalp. Ein erprobtes Model, im 2000 wurde dieses Model wiederum mit neuem Motor 650 ccm und kleinere Anpassungen herausgebracht. Nur eine elektronische Zündbox, ansonsten alles mechanisch.

Im Mai 07 werden bei der Post neue Stellen ausgeschrieben und wiederum wird abends viel diskutiert. Soll Anneliese sich bewerben oder einfach am gewohnten Ort bleiben?

Sie entschliesst, sich zu bewerben, wenigstens kennt sie dann ihren Marktwert. Nach sechs Wochen erhält Sie den positiven Bescheid dass sie als Leiterin für das Poststellengebiet Andelfingen gewählt ist.

Die neue Stelle ist nur sieben Autominuten von unserem Zuhause entfernt und Frank findet, dass diese kurze Strecke unserem Volvo eher schaden wird. Also anderes Auto für Anneliese suchen….Ein Audi A2 wäre das richtige, kleiner Motor, wendig und günstig im Unterhalt. Aber leider ist das ausgestellte Auto am Besichtigungstag schon verkauft. Jedoch neben dran steht noch ein BMW Z3, Cabrio mit Hardtop. Auch nicht ohne. Nach kurzem verhandeln kauft sich Anneliese den BMW und dieser wird am Freitag abgeholt.

Wenn Anneliese sich schon ein anderes Auto kaufen kann, kann Frank sich auch ein zweites Motorrad kaufen… Am nächsten Tag kauft er sich eine Honda Transalp 650. Jahrgang 2001 mit 24000 km. Die Maschine steht da wie neu.

Franks Freunde finden, es sei zu schade, das Motorrad umzubauen, immerhin müsste der hintere Rahmen angepasst werden, damit der Sattel tiefer würde. Anneliese meint, dass sie mit so einem Motorrad nicht fahren könne. An einem Sonntag wird aber trotzdem geübt. Komisch… sie kann um unsere Halle herumfahren ohne irgendwo anzuecken, und es sei ja gar nicht so schwierig wie sie immer gedacht habe. Na also, der Mensch kommt auf die Welt, lernt zu krabbeln, gehen, Fahrrad fahren, Auto fahren und Motorradfahren. Und fährst du zuerst einmal Motorrad ist es nur ein anpassen an die Gegebenheiten und es lassen sich auch andere Fahrzeuge bewegen.

Auf Weihnachten 08 kauft Frank die 2. Transalp für Anneliese. Eine schwarze Schönheit.....passt zu Annelieses schwarzen Haaren.

2 grosse Benzintanks werden bei African Queens in Deutschland geordert. 38 Liter fasst so ein Tank. Da wir in Afrika teilweise mit Strecken von 5 - 600 km rechnen müssen, wo wir kein anständiges Benzin kriegen, sind diese Tanks notwendig.

Bald darauf folgt der ultimative Schnitt an Franks Transalp. Der hintere Dreiecksrahmen fällt der Trennscheibe zum Opfer. Die Maschine muss tiefer gelegt werden, da Franks Beine zu kurz sind, und trotzdem soll die Maschine ihren Enduro- Charakter behalten. Mit manchen Freunden wird über die weitere Vorgehensweise diskutiert. Eines Tages kommt Felix mit seinem Spezialschweissgerät und es wird geschnitten und geschweisst dass nur so die Freude herrscht.

Am Ende des Tages kann man schon das Ziel erspähen. Aber es sind noch viele kleinere und mittlere Anpassungen nötig. Aber jetzt geht's vorwärts. Dummerweise läuft's im Franks Geschäft sehr gut und er hat nur wenig Zeit, um seine Maschine fertig zustellen.

Koffer für die Reise müssen ausgesucht werden, es gibt viele verschiedene Systeme, jedes hat seine Vor- und Nachteile. Schlussendlich kommen Touratechkoffer mit entsprechenden Trägersysteme in Frage. 

Anneliese wählt den einfacheren Weg. Sie vergibt die Umbauarbeiten an Sven Traber, ein Freund von uns. Anneliese ist mit ihren 152 cm Leibesgrösse gar klein gewachsen. Sven nimmt sich der Aufgabe an und baut die schwarze Transalp auf Annelieses Grösse um.

Anfangs September 09 können wir endlich die erste Ausfahrt machen. Zusammen mit Lars, John, Jörn und Kevin, 4 dänische Freunde, die in der Schweiz wohnen, machen wir einen Ausflug in den Schwarzwald. Anneliese ist 100 % zufrieden mit ihrem Sattel zufrieden, Frank möchte noch Anpassungen am Sattel vornehmen. Diese werden von Thomas Quenson in Frauenfeld angefertigt.

Das Abreisedatum nähert sich. Elektrische Stromsteckdosen mit 12 Volt müssen eingebaut werden, ein Büchsenkühlschrank will noch angebracht werden. Die Tagen werden zwar kürzer aber in der Werkstatt wird spätabends getüftelt. Schliesslich ist ja unser Abreisetermin fest.

Der 25. Oktober, morgens um 9.00 soll es losgehen.

Anneliese hat sich für die 4 Monate vom Geschäft beurlauben lassen, es war  eine Bedingung als sie ihren neuen Job annahm.

Frank hat die Leitung seines Geschäfts an seinem jüngsten Bruder Jan übergeben und Marisa, Franks Tochter, und Michael ihr Schatz werden zusammen ins Haus von uns ziehen, um zum Rechten zu sehen.

Am 24. Okt. wird noch heftig geschweisst und gebohrt und am Nachmittag ist auch noch Abschiedsparty. Anneliese hätte gerne alles schon fertig gepackt, aber Frank will noch seine letzten Ideen und Gedanken am Töff anbringen. Anneliese  steht unter Strom.

John hilft am Abend noch mit einer Verstärkung des Kofferbefestigungssystems, wir wollen alle Koffer mit dem gleichen Schlüssel abschliessen können. Frank hat die Schlösser bei der. Firma Zarges bestellt und erst am Vortag bekommen.

Um 21 Uhr ist das Werk vollbracht, beide Bikes technisch vollständig vorbereitet.

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