Marsabit 29. Dezember 2009

Nach unser Lastwagentrip über 240 km wollen wir im Laufe des Vormittags einfach ein bisschen ruhen und wie der Zufall so will, ist 4 km von unser momentaner Standort die Camp Site von Henry, ein Schweizer, der vor 30 Jahren für ein schweizerisches Hilfswerk nach Kenia reiste und hier hängen geblieben ist.

Also auf den Töff aufsteigen und los. Es hat am Morgen noch geregnet und die Piste ist noch nicht vollständig abgetrocknet, aber wir müssen ja kein Rallye gewinnen und ich versuche so gut wie möglich eine fahrbare Spur zu folgen. Zwischendurch muss ich zwar die Spur wechseln aber dies geht auch. Anneliese folgt mich wie mein eigener Schatten.

Es ist nicht einfach hier die richtige Spur zu finden und diese auch beizubehalten, jeder versucht natürlich so schnell wie möglich vorwärts zu kommen und dementsprechend wird die Piste benutzt / behandelt.

Beim folgen der Spur passiert's dann. Ich rutsche mit dem Töff nach links weg. Ich versuche mit dem rechten Fuss in der Senkrechten zu bleiben und dies ist der entscheidende Fehler. Mein Fuss versinkt im Schlamm, steckt fest wie in einem Schraubstock und ich werde brutal vom Töff weggerissen. Ich falle nach rechts, stütze mcih dabei auf allen vieren ab, mein rechter Fuss steckt aber fest im Schlamm und ein stechender Schmerz durchzückt mein Hirn. Autsch, hier ist etwas nicht gut. Mein Töff liegt auf der Seite, der Grosse Koffer ruht auf meinen rechten Unterschenkel und es tut verd... weh. Anneliese ist noch 40 Meter entfernt. Sie hat mich gesehen, sucht aber noch einen festen Punkt um ihr Töff abzustellen. Die Schmerzen sind Brutal, ich halt das nicht aus, ich richte mich auf meinen Knien auf, greife nach hinten, reisse mein Töff hoch, ziehe mein Bein nach vorne, lasse den Töff fallen und versuche aufzustehen. Mein rechtes Bein will mich nicht richtig stützen und die Schmerzen lässt mein Hirn reagieren. Auf ein Bein humple ich zu einem Stein und setz mich drauf.

Schon hält ein Auto neben mir und 4 einheimische Schwarze fragen ob es mir gut geht und ob sie mir ins Spital bringen sollen und und und.... Anneliese kommt dazu und ich sage dass ich mich zuerst ein bisschen von den Schmerzen erholen will, und dass die Töff's von der Strasse runtermüssen. Anneliese bringt die Töff's unweit in eine schulische Mission unter. Dann werde ich auf den Vordersitz des Auto's aufgeladen, hinten steht ein grosser Fernseher der in die Werkstatt muss und drei Jungs und Anneliese quetschen sich dort auch hinein. Zuerst wird der Fernseher abgeladen und anschliessend geht's Richtung Spital. Als wir endlich im Spital ankommen fährt Henry, unser nachmaliger Gastgeber und guter Geist, gerade vom Spitalgelände. Er hat durch die Buschtrommeln schon vom Unfall gehört und ist schnurr-stracks ins Spital gefahren. Er hilft uns durchs Prozedere des Anmeldens, Arztbesprechung, Röntgen und Gipserei. Am rechten Unterschenkel ist das Wadenbein gebrochen. Der Physiotherapeut, der auch die Gipserei leitet, richtet mein Wadenbein, damit es in der richtigen Position kommt. Das ganze natürlich ohne irgendwelche Schmerzmittel oder Narkose. Wir sind in Europa halt schon verwöhnt.

Zwei Stunden nach dem Unfall sitze ich beim Henry im Auto und wir fahren zu ihm nach Hause. Er organisiert seine Söhne und zusammen mit Anneliese und einem Traktor mit Anhänger werden unsere Töffs abgeholt.